Von einer Schlafregression spricht man, wenn Kinder in einer Entwicklungsphase plötzlich weniger gut schlafen. Schlafregressionen können sich beim Einschlafen, Durchschlafen und bei den Mittagsschläfchen bemerkbar machen. Schlafregressionen sind keine Schlafstörung.
Die Kindliche Entwicklung
Babyschlaf ist unmittelbar an den Entwicklungsstand deines Kindes gekoppelt. Verändert sich das Verhalten und das Verständnis der Welt deines Kindes, verändert sich auch sein Schlafverhalten. Tendenziell wird der Schlaf deines Kindes langfristig tiefer und länger.
Zwischendurch wirst du aber sehr wahrscheinlich immer wieder Phasen erleben, in denen dein Kind plötzlich deutlich schlechter schläft. Es hat Mühe beim Einschlafen, wacht nachts häufiger auf als sonst und es fällt ihm plötzlich schwer erholsame Schläfchen am Tag zu bekommen.
Diese Phasen, die sogenannten Schlafregressionen, sind normal und fallen bei jedem Kind individuell aus. Manche Kinder sind kaum von dieser Beeinträchtigung betroffen. Andere Kinder (und ihre Eltern) leiden ganz deutlich unter einer bestimmten Schlafregression.
Good News: Die Schlafregression ist temporär
Was den meisten Eltern Erleichterung bringt, ist der Umstand, dass Phasen von Schlafregression meist zeitlich befristet sind. Wie lange eine Schlafregression dauert? Je nachdem wie alt dein Kind ist und wie stark es betroffen ist, kann eine Schlafregression unterschiedlich lange dauern. Im Normalfall geht man von 7 bis 28 Tagen aus.
Natürlich spielt es eine Rolle, ob dein Kind vielleicht während der Schlafregression auch noch geimpft wurde. Auch wenn es krank wird oder beginnt zu zahnen kann der Schlaf beeinflusst werden. All das kann dafür sorgen, dass sich Phasen mit schlechtem Schlaf etwas in die Länge ziehen.
Nach dem Ende eines Entwicklungsschubes stellt sich meist schnell wieder eine gewissen Normalität ein. Mach dir aber bewusst, dass auch Erwachsene manchmal – scheinbar grundlos – schlechte Nächte haben. Das kann für dein Kind ganz genauso gelten, ohne dass etwas im Argen ist.

Schon wieder ’ne neue Schlafregression?
Es gibt Alters- und Entwicklungsstufen, in denen die Mehrzahl der Kinder eine Schlafregression erleben. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Kind jede zu erwartende Schlafregression auf gleiche Weise und in gleicher Intensität durchmacht.
Typischerweise treten Phasen, die von einer Schlafregression begleitet werden, um die folgenden Altersstufen auf:
- 4 Monats Schlafregression (Neues Schlafmuster und erste Mobilität)
- 8 Monats Schlafgegression (Mobilitätsfortschritte und Entdeckerdrang)
- 10 Monats Schlafregression (spätes Eintreten der 8 Monats Schlafregression)
- 12 Monats Schlafregression (Motorische Entwicklung und Sprachentwicklung)
- 18 Monats Schlafregression (Körperliches Wachstum und Autonomie)
- 24 Monats Schlafregression (reduziertes Schlafbedürfnis und emotionale Entwicklung)
- 36 Monats Schlafregression (vermehrter Nachtschreck)
In der Zeit um den 4. Monat herum kommt es meist zur ersten Schlafregression, die Eltern erleben. Vielleicht habt ihr gerade gedacht, ihr hättet verstanden wie euer Kind schläft, da ist plötzlich alles wieder ganz anders.
Im vierten Monat hat dein Kind seinen Schlafrhythmus, nachdem es zunächst noch so unstrukturiert geschlafen hat, wie es das vom Mutterleib kannte, so entwickelt, dass er dem eines Erwachsenen deutlich mehr ähnelt.
Dein Kind erlebt seinen Schlaf jetzt in Zyklen, die je etwa 45-50 Minuten dauern und aus einer Einschlafphase, einer darauf folgenden Leichtschlafphase, an die sich die Tiefschlafphase, die REM-Schlafphase und eine Aufwachphase anschließen. Aus der Aufwachphase taucht dein Kind dann wieder in den folgenden Schlafzyklus ein.

Gründe für die Regression im 4. Monat
Das Aufwachen am Ende eines Schlafzyklus ist normal und wichtig. Es erlaubt Menschen (ja, auch wir Erwachsenen wachen regelmäßig am Ende eines Schlafzyklus auf) ihre Umgebung auf Sicherheit zu überprüfen. „Ist alles noch so, wie es es war als ich eingeschlafen bin?” Erwachsene und Kinder, denen es leicht fällt in den nächsten Schlafzyklus einzutauchen, werden einfach weiterschlafen. Für Kinder, den das noch deutlicher schwerer fällt, macht sich das in dieser Phase der 4. Monats Schlafregression bemerkbar.
Sie erwachen und werden von ihren Bedürfnissen überwältigt. Vielleicht brauchen sie noch Unterstützung dabei, sich zu beruhigen. Eventuell waren sie an der Brust eingeschlafen, die jetzt nicht mehr da ist. Möglicherweise fehlt ihnen das Schaukeln auf Papas Arm, zu dem sie vorhin weggedöst sind. Oder sie haben ganz einfach noch Hunger, der jetzt lauter anklopft als das Bedürfnis noch ein bisschen zu schlafen.
Schlafregression um den 8. Monat herum
Die meisten Eltern erfahren die 4 Monats Schlafregression als die größte Herausforderung. Es ist schließlich die erste und man hat noch deutlich weniger Erfahrung. Wenn die erste Schlafregression passé ist hat man die Erfahrung gemacht, dass die wirklich schlimmen Nächte endlich sind. Dann fühlt man sich eher gewappnet für das was da noch so kommt.
Trotzdem kann einen die 8 Monate Regression kalt erwischen. Wie jede andere Schlafregression auch, steckt hier entweder ein Entwicklungsschub oder eine Veränderung im Schlafrhythmus oder den Schlafbedürfnissen dahinter.
Auch wenn 8 Monate alte Kinder deutlich weniger Schlaf benötigen als Neugeborene, ist ihr Schlafbedarf doch beachtlich. Sie brauchen immer noch zwischen 12 und 15 Stunden Schlaf innerhalb von 24 Stunden. Wenn dieser Bedarf in Zeiten einer Schlafregression nicht gedeckt wird, erfahren Eltern ihre Kinder als quengelig, überspannt und leicht reizbar.
Gründe für die Schlafprobleme im 8. Monat
In der Schlafregression um den achten Monat herum haben viele Kinder Trennungangst aufgebaut. Sie straucheln damit, abends von ihren Lieblingserwachsen alleine gelassen zu werden. Deshalb empfehlen wir bedürfnisorientierten Schlafcoaches unter keinen Umständen die „Schreien lassen”-Methode (cry it out). Dabei wird das Weinen und Schreien des Kindes einfach ignoriert.
Diese Methode wurde bereits wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass die kleinen Probanden im Anschluss an dieses Training ruhiger werden und eher durchschlafen. Aber ihr Kortisollevel (ein Stresshormon) ist aber dennoch deutlich angestiegen. Das Kind leidet also trotz besseren Schlafens unter höherem psychischen Stress.
Schlafregression um den 10. Monat herum
Prinzipiell ist die Zeit zwischen 8. und 10. Monat ganz schön vollgepackt, was die Entwicklung deines Babys angeht. Die 10 Monats Schlafregression unterscheidet sich in ihrer Ursache kaum von der 8-Monats Schlafregression.
Manche Kinder erleben den Entwicklungsschub, der in diesem Alter zu einer Schlafregression führen kann, früher, andere erst etwas später. Wieder andere verändern ihr Schlafmuster in dieser Zeit quasi gar nicht.
Schlafregression um den 12. Monat herum
In der Zeit um den ersten Geburtstag deines Kindes herum passiert viel neues. Neben dem Genuss eines ersten großen Stücks Geburtstagskuchens kann es aber auch dazu kommen, dass dein Kind mal wieder eine Phase durchmacht, in der es schlecht schläft.
Stellst du in dieser Zeit fest, dass dein eigentlich gut schlafendes Kind, plötzlich wieder große Schwierigkeiten mit dem Schlafen hat? Dann ist es wahrscheinlich in der 12-Monats Schlafregression angekommen.
Gründe für die Schlafregression im 12. Monat
Es gibt eine Vielzahl an Gründen, die zur Schlafregression um den 12. Monat herum führen können. Dazu gehört die jetzt immer schneller werdende motorische Entwicklung (zum Beispiel Hochziehen und Laufen). Aber auch die Gehirnentwicklung (z.B. die Sprachentwicklung) legt jetzt richtig los.
Außerdem spielt das neue Unbehagen vor der Dunkelheit (in den ersten Monaten haben Kinder keine Angst vorm Dunklen) eine Rolle. Das vermehrte Auftreten von Albträumen (jetzt nimmt ihre Vorstellungskraft ebenfalls Fahrt auf) oder das langsam aufkeimende Autonomiebedürfnis mischen sich ebenfalls ein.
Schlafregression um den 18. Monat herum
Dachtest du, dass das Thema Schlafregression eine Sache des ersten Lebensjahrs deines Kindes ist? Dann muss ich dich an dieser Stelle leider enttäuschen.
Im Alter von etwa 18 Monaten kann dir auffallen, dass dein Kind sich plötzlich auch körperlich stark entwickelt. Es hat vielleicht bereits mehrere Zähnchen oder ist sehr stark in die Höhe gewachsen.
Gründe für die Schlafregression im 18. Monat
Wachstumshormone, die dabei helfen, dass dein Kind wächst, können den Schlafrhythmus ganz schön durcheinander bringen. Das Zahnen ist ebenfalls berühmt und berüchtigt dafür, dass es das Komfortlevel deines Kindes deutlich herunterfährt.
Außerdem wird es dich sicherlich erfreuen (nicht.), dass Kinder mit 1 1/2 Jahren manchmal ein Wiederkehren der Trennungsangst aus dem ersten Lebensjahr erfahren. Das kann das Einschlafen in dieser Zeit ebenfalls erschweren.
Hinzukommt, dass sich das langsam einschleichende Autonomiebedürfnis deines Kindes in dieser Zeit deutlich verstärkt. Sie möchten ihren Willen laut und deutlich durchsetzen. „Nur weil Mama und Papa gerne hätten, dass ich jetzt schlafe, heißt das noch lange nicht, dass ich das jetzt auch gerne möchte.”
Schlafregression um den 24. Monat herum
Im Alter von zwei Jahren kann es ebenfalls noch einmal zu einer Schlafregression kommen. Sie wird meist darin deutlich, dass dein Kind (wenn es denn in dieser Zeit überhaupt von einer spürbaren Schlafregression betroffen ist), wieder damit strauchelt alleine einzuschlafen, oder plötzlich wieder regelmäßig nachts erwachtund Mama oder Papa braucht, um wieder einzuschlafen.
Diese Phase der Schlafregression dauert im Normalfall etwa 2-3 Wochen und vergeht wie ihre Vorgängerinnen ganz von selbst.
Gründe für die Schlafregression im 24. Monat
Wahrscheinlich hast du mittlerweile ein Muster festgestellt: Dein Kind entwickelt sich psychisch und physisch. Das Resultat ist eine Verschiebung der Schlafbedürfnisse.
In diesem Alter haben viele Kinder ihren zweiten Mittagsschlaf aufgegeben. Das kann sich lohnen, weil sie sonst vielleicht gar nicht müde genug werden. Sonst fällt es ihnen schwer abends zügig in den Schlaf zu finden.
Das heißt jedoch nicht, dass dein Kind tagsüber gar nicht mehr schlafen sollte. Ein übermüdetes Kind kämpft genau so mit dem Einschlafen, wie eines das noch gar nicht müde genug ist. Versuche täglich einen kurzen (ca. 30-60 Minuten) Mittagsschlaf anzubieten bis dein Kind drei Jahre alt ist.
Leider kann auch in dieser Zeit mal wieder die gute alte Trennungsangst aufkochen. Die geht dann aber dankenswerterweise von selbst wieder vorüber.
Veränderungen im Schlafverhalten um den 36. Monat herum
Auch im Alter von drei Jahren kann es entwicklungsbedingt noch einmal zu einer Schlafregression kommen. Das ist gar nicht mal untypisch. In dieser Entwicklungsphase tritt der Nachtschreck vermehrt auf. Diese Phasen sind für die Kleinen meist deutlich weniger aufreibend als für ihre Eltern.
Während dein Kind während des Nachtschrecks vielleicht aufrecht im Bett sitzt, redet oder schreit, aufsteht oder sogar durch sein Zimmer wandelt, kann es sein, dass es sich am nächsten Tag noch nicht mal daran erinnert.
Diese aufregenden Momente finden vor allem in der ersten Nachhälfte statt. Dann kommt es in der Übergangsphase aus dem Non-REM Schlaf (also dem Tiefschlaf) zum Nachtschreck, da Kinder dann langsam aus dem Tiefschlaf erwachen.
Wenn dein Kind einen Nachtschreck durchmacht, solltest du vor allem dafür sorgen, dass es sicher ist. Weck es aber nicht, sondern beruhige es und bringe es zurück in sein Bettchen. Langfristig wird dein Kind die Nachtschrecken hinter sich lassen.
Zusammenfassung
Schlafregressionen sind nicht besorgniserregend. Sie kosten Kraft und Nerven, gehen aber im Normalfall nach wenigen Tagen bis Wochen vorbei. Es ist hilfreich, sie zu verstehen und zu erkennen. Behaltet eure gewohnten Rituale und Routinen bei und vermeidet es, neue Gewohnheiten zu etablieren, die später wieder unerwünscht sein werden.