Eins vorweg: Es gibt sie wirklich. Die 4-Monats Schlafregression ist kein Mythos, auch wenn du von anderen Müttern gehört hast, dass ihre Kinder sie nicht durchgemacht haben. Denn das kann durchaus sein. Die Schlafregression um den 4. Monat herum tritt bei Kindern unterschiedlich stark zum vorschein. Was du tun kannst, wenn wenn sich das Schlafverhalten deines Kindes in dieser Zeit verändert, findest du hier heraus.
Die 4-Monats Schlafregression ist ein Phase rund um das Alter von vier Monaten, in dem dein Kind plötzlich tagsüber und nachts Schwierigkeiten mit dem Ein- und Durchschlafen hat.
So wie jedes Baby von Anfang an einzigartig ist, so ist auch seine Entwicklung sehr individuell. Aber die 4-Monats Schlafregression, auch wenn sie sich nicht bei allen Kindern spürbar macht, ist ganz normal und – beruhigenderweise – auch wirklich zeitlich befristet.
Wir sprechen von einer Schlafregression, wenn das Schlafmuster deines Babys sich verändert. Dann wacht es in der Nacht vielleicht häufiger auf und hat Schwierigkeiten, wieder in den Schlaf zu finden. Und wenn dein Baby wach ist, dann bist du es nunmal wahrscheinlich auch.
Die 4 Monats Schlafregression und die Gehirnentwicklung
Die gute Nachricht ist, dass Babys, die eine Schlafregression durchmachen, auch gleichzeitig durch einen Entwicklungsschub gehen und sich somit auch ihr kleines Gehirn wieder ein Stückchen weiterentwickelt. Das gilt auch für die 4-Monats Schlafregression.
Das Gehirn deines Babys entwickelt sich die ganze Zeit und kann sich so schnell seinem neuen Umfeld anpassen. Es entwickelt gleichzeitig auch neue Fähigkeiten und lernt Probleme zu lösen: zum Beispiel „Wie rollt man sich eigentlich auf den Rücken?“ oder „Wie kann ich mich eigentlich selbst aufsetzen?“
Diese Lernphasen können frustrierend und fordernd für die Kleinen sein und das kann sich auch in ihrem Schlaf äußern. Außerdem gibt es schlafbiologische Anpassungen in dieser Zeit, die die Sache ebenfalls ein bisschen erschweren können.
Die erste richtige Schlafregression bei Babys findet meist im Alter von mehr oder weniger vier Monaten statt. Es folgen noch einige Schlafregressionen im Verlauf der nächsten Monate und Jahre, aber diese erste ist häufig die anstrengendste für euch Eltern. Diese Entwicklungsphasen dauern normalerweise etwa zwei bis vier Wochen und werden von verschiedenen Babys in unterschiedlicher Intensität erlebt.
Die 4-Monats Schlafregression und die Schlafbiologie
Wenn ein Baby nach neun Monaten in Mamas Bauch auf die Welt kommt, dann hat es zunächst einen ziemlich chaotischen Schlafrhythmus. Schließlich hat es im Bauch niemanden so richtig interessiert, wann und wie lange sie schlafen.
Draußen auf der Welt sieht das dann erstmal ziemlich ähnlich aus. Die meisten Neugeborenen schlafen stundenlang, sind nur kurz wach und schlafen dann noch mal zwanzig Minuten, haben Hunger und dösen dann an der Brust wieder gemütlich weg.
Das liegt daran, dass Babys erst innerhalb der ersten zwölf bis sechzehn Wochen regelmäßigere Schlafzyklen ausbilden. Diese dauern dann erstmal nur etwa 45-50 Minuten und verlängern sich bis ins Erwachsenenalter auf 90-120 Minuten.
Diese Schlafzyklen miteinander zu verbinden ist aber gar nicht so einfach. Viele Kinder müssen erst lernen, dass sie aus den Phasen des Erwachens am Ende eines Schlafzyklus selbstständig wieder in den nächsten Zyklus eintauchen können.
In einer ausgeprägten 4-Monats Schlafregression gelingt dies deinem Kind nicht oder nicht immer. So kommt es zum regelmäßigen nächtlichen Erwachen.
Die 4-Monats Schlafregression und die Schlafzyklen
Ein Schlafzyklus lässt sich in fünf Phasen gliedern, die fließend in einander übergehen. Zunächst taucht das Baby in ein Einschlafphase ein, in der es immer ruhiger wird, eine bequeme Einschlafposition findet und sich dann immer weniger bewegt.
Dann tritt die erste Leichtschlafphase ein. In dieser Phase nimmt das sensorische System zwar noch Impulse aus der Umgebung (z.B. Licht oder Geräusche) wahr, das Kind wacht aber nicht mehr unbedingt davon auf.
Es folgt eine Tiefschlafphase (das ist die Phase, in der das Kind gefühlt selbst von einem Presslufthammer neben sich nicht aufwachen würde), aus der es in wiederum in einer leichtere Schlafphase kommt. Diese Phase wird auch als REM-Schlafphase bezeichnet (aus dem Englischen: rapid eye movement phase), in der geträumt wird und am Tag gelerntes sich festigt.
Darauf folgt wiederum eine Leichtschlafphase, aus der das Kind dann kurz erwacht, um im Idealfall direkt und selbstständig wieder in den nächsten Schlafzyklus einzutauchen
Die 4-Monats Schlafregression erkennen
Wenn dein Baby eigentlich schon ganz gut durch die Nacht geschlafen hat und plötzlich richtig Mühe damit hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es mitten in der 4-Monats Schlafregression steckt.
Man erkennt eine Schlafregression daran:
- plötzliche deutliche Verschlechterung der Schlafmuster
- Unruhe und regelmäßiges Quengeln
- mehrfaches nächtliches Aufwachen
- kürzere oder unregelmäßigere Tagesschläfchen
- Veränderung im Essverhalten
Du solltest auch überprüfen, ob dein Kind krank ist. Denn Fieber und eine Rotznase gehören definitiv nicht zu einer Schlafregression, können aber dazu führen, dass dein Kind schlechter schläft.
Die 4-Monats Schlafregression Bewältigen
Leider muss ich dir enttäuschen. Es gibt keinen magischen Zaubertrick, um die 4-Monats Schlafregression möglichst schnell vorbeiziehen zu lassen. Aber es gibt das ein oder andere, was du in dieser wichtigen Entwicklungsphase tun kannst, um dein Kind zu unterstützen und so wenigstens dafür zu sorgen, dass die Dinge nicht unangenehmer werden als es nötig ist.
Nutze den Tag um zu trainieren
Es empfiehlt sich deinem Baby tagsüber viele Möglichkeiten zu geben, seine neuen Fähigkeiten zu üben. Gib ihm ganze Zeitblöcke, um rollen und sitzen zu üben, damit der Bedarf daran nachts nicht mehr besteht.
In der 4-Monats Schlafregression wollen Kinder die ganze Welt entdecken und begreifen. Nutze Phasen, die dein Kind auf dem Bauch liegt, um ihm Gegenstände zum Entdecken zu geben. So werden am Tag sowohl die Sinne als auch das Gehirn und die Rückenmuskulatur gefordert.
Füttere dein Kind tagsüber
Füttere dein Kind ausreichend tagsüber. Volle Mahlzeiten am Tag und direkt vor der Zubettgehzeit können vorbeugen, dass dein Baby nachts aufwacht, Hunger verspürt und so nicht entspannt in den Folgeschlafzyklus eintauchen kann.
Achte darauf, dass die Mahlzeiten tagsüber konzentriert stattfinden. In dieser Entwicklungsphase, die auch für die 4-Monats Schlafregression verantwortlich ist, wird dein Baby deutlich mobiler und möchte die Welt entdecken. So lässt es sich leicht ablenken – auch während der Mahlzeiten. Stellst du dies auch bei deinem Kind fest, dann empfiehlt es sich die Mahlzeiten in einen leicht abgedunkelten Raum ohne weitere Stimulation zu verlegen.
Hat dein Kind außerdem gelernt, dass es stets an der Brust einschlafen darf, dann kann (!) das auch in dieser Phase zu einem deutlichen Nachteil werden, weil es dann auch nachts einfordern könnte in den Schlaf gestillt zu werden.
Schläfrig aber noch nicht schlafend
Unterstütze dein Kind dabei, dass es sich selbst beruhigen kann, um in den Schlaf zu finden. Dazu gehört, dass es nach Möglichkeit schläfrig aber noch wach ins Bettchen gelegt wird.
Bleib bei ihm, wenn es dich zum einschlafen braucht und versuche sanft und schrittweise dich aus dem Einschlafprozess zu lösen – das kann auch mehrere Wochen dauern und sollte kein „Schreien lassen” beinhalten.
Es ist okay, wenn dein Baby noch ein bisschen braucht, um sich selbstständig zum Schlafen zu bringen. Das braucht Zeit und Unterstützung. Eine Entwicklungsphase wie die 4-Monats Schlafregression sollte nicht mit zu hohen Erwartungen an euer Kind oder euch selbst einhergehen.
Halte die Schlafumgebung dunkel
Wenn du dein Baby für die Tagesschläfchen ins Bett bringst, dann empfiehlt es sich den Raum so dunkel wie möglich zu halten. Wenn Babys aus einem Schlafzyklus erwachen, kann die Dunkelheit ihnen dabei helfen wieder in den nächsten Schlafzyklus einzutauchen.
Das gleiche gilt gerade im Sommer für das frühe Erwachen. Je mehr natürliches Tageslicht ins Zimmer gelangt, desto mehr wird das kleine Babygehirn stimuliert um hochzufahren.
Mach dir keine Sorgen darum, dass dein Baby im Dunklen Angst bekommen könnte. Die Angst vor der Dunkelheit entwickelt sich erst sehr viel später und spielt in der Zeit der 4-Monats Schlafregression noch keine Rolle.
Möchtest du fürs Stillen und eventuelles Erwachen in der Nacht selbst gerne ein Nachtlicht haben solltest du darauf achten, dass es ein sanftes rotstichiges Licht ist, das sowohl dein als auch das Gehirn deines Babys möglichst wenig anregt.
Etabliere eine Abendroutine
Rituale und Routinen sind essenziell, um Phasen wie die 4-Monats Schlafregression durchzustehen. Sie bieten in dieser Zeit der Veränderung euch als Eltern, aber vor allem auch eurem Baby einen wichtigen Anker in der Tagesstruktur.
Eine Abendroutine und ein Einschlafritual sind jedoch nicht das Gleiche. Eine Abendroutine betrifft etwa die letzte Stunde vor dem Zubettgehen und sorgt dafür, dass die Stimmung langsam in Richtung Schlafenszeit übergeht.
Meist beginnt diese Stunde mit dem gemeinsamen Abendessen. Achte darauf, dass Ablenkung wie Fernsehen oder Musik jetzt ausgeschaltet bleiben. Dann sollte sich eine Phase des Spielens anschließen, in der langsam heruntergefahren wird. Das Kind sollte jetzt nicht mehr mit Neuem konfrontiert werden oder etwas leisten müssen.
Es lohnt sich, die Zubettgehmahlzeit (Milch oder Flasche) aus dem Einschlafritual auszukoppeln und sie etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen zu geben. Dann kann ausgiebig gekuschelt werden. Das füllt auch noch mal den Bindungstank auf.
Nach der Abendhygiene und Schlafanzug können schöne Rituale wie zum Beispiel das Vorlesen eines kurzen Buches schon früh Teil der Abendroutine werden.
Die Kraft des Einschlafrituals
Zum Einschlafritual zählt man die Zeit ab dem Betreten des Schlafzimmers. Es sollte so angelegt werden, dass es täglich auf gleiche Art und Weise wiederholt werden kann und dass jeder Sorgeberechtigte (aber eben auch Großeltern und Babysitter) es so durchführen könnt, wie es bei euch üblich ist.
Typischerweise gehören zum Einschlafritual zum Beispiel Kuscheln, vielleicht eine Spieluhrmelodie, das Anziehen des Schlafsacks, ein Gutenachtkuss, in religiösen Familien kann noch ein kleines Gebet dazu gehören oder das letzte „Ich hab dich lieb!“ vor dem Einschlafen.
Wenn dein Kind gewohnt ist von dir oder seinem anderen Elternteil in den Schlaf begleitet zu werden, dann sollte das auch jetzt weiterhin so der Fall sein.
Halte dich an Rhythmus und Struktur
Rhythmus und Struktur sind ein viel unterschätzter Faktor, wenn es um das Thema Babyschlaf geht. Und auch in der 4-Monats Schlafregression spielt ein geregelter Tagesablauf, in dem Tagesschläfchen, Mahlzeiten und Spielzeiten immer ähnlich getaktet sind, eine wichtige Rolle.
Regelmäßig bedeutet, dass die zeitliche Abweichungen nicht über eine Viertelstunde hinausgehen sollte. Sensible Kinder können sonst in eine Art konstanten leichten Jetlag verfallen, so wie ihn zum Beispiel von der Zeitumstellung zweimal im Jahr kennen.
Außerdem lohnt es sich, auch die Dauer des Schlafes zu regulieren. Als Faustregel empfehle ich: solange dein Kind noch mehr als einen Mittagsschlaf hält, sollte die Dauer eines einzelnen Schläfchens 2 Stunden nicht überschreiten.
Atme tief durch
Wenn dein Kind in der Nacht erwacht, solltest du (sofern es kein extenzialistisches Schreien ist) nicht sofort reagieren. Unter gar keinen Umständen empfiehlt es sich zwar, ein Kind über einen längeren Zeitraum schreien zu lassen. ABER:
In den Übergangssphasen am Ende eines Schlafzyklus und in den REM-Phasen, in denen das Träumen stattfindet, kann es dazu kommen, dass dein Kind aktiv wird. Das bedeutet noch nicht einmal zwangsläufig, dass es dabei wirklich erwacht.
Es gibt viele Kinder, die mit offenen Augen quengeln oder weinen und dabei strampeln, ohne wirklich wach zu sein. Oft schaffen sie es innerhalb weniger Minuten dann, sich selbst zu beruhigen und wieder in den tieferen Schlaf einzutauchen.
Es empfiehlt sich also, ab dem ersten Geräusch erstmal drei bis fünf Minuten abzuwarten und dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu beruhigen. Sollte das nicht funktionieren, kümmere dich ruhig, sanftmütig und zügig um das Anliegen deines Kindes.
Die Zusammenfassung zum Umgang mit der 4-Monats Schlafregression
Schlafregressionen sind herausfordernd für euch und für euer Kind. Kinder erfahren sie in unterschiedlicher Intensität. Sie sind normal, ungefährlich und zeitlich befristet.
Die 4-Monats Schlafregression ergibt sich aus dem Zusammenspiel von zunehmender Mobilität und einem gesteigerten Entdeckerdrang.
Wichtig ist in dieser Phase, dass ihr Routinen und Rituale beibehaltet und nichts neues einführt, was nicht langfristig beibehalten werden soll.