Babys im Alter von 8-10 Monaten entwickeln viele wahnsinnig aufregende neue Fähigkeiten, was leider auch mit der 8-Monate Schlafregression einhergehen kann (die eben manchmal auch erst in den zwei Monaten nach der 8-Monatsmarke eintreten kann). Vielleicht habt ihr schon davon gehört! Lasst uns mal anschauen, was es damit Aufsicht hat:
Was ist eine Schlafregression?
In den Phasen, in denen sich das Gehirn deines Babys stark in seiner Entwicklung verändert, kann die Qualität des Schlafes ebenso stark beeinträchtigt werden. Mir ist wichtig, dass ihr euch das Folgende bewusst macht: Schlafrückschritte sind ein Zeichen für Entwicklungsfortschritte. So nervig diese Phasen sind – sie bedeuten doch, dass das Gehirn eures Babys ziemlich hart arbeitet!
Hieran erkennt man eine Schlafregression zwischen 8-10 Monaten:
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, woran man eine Schlafregression erkennt. Schlafregressionen können zwar prinzipiell bei jedem Baby ein bisschen anders aussehen, denn schließlich hat jedes Baby einen anderen Entwicklungsstand und individuelle Grundvoraussetzungen. Die gängigsten Anzeichen für eine 8-Monate Schlafregression sind aber diese:
- dein 8 Monate altes Baby weint viel und wird gerade zur Schlafenszeit immer unruhiger
- dein 9 Monate altes Baby wirkt unausgeglichen und schläft nur, wenn du es auf dem Arm hältst
- dein 8 Monate altes Baby weigert sich plötzlich tagsüber zu schlafen oder es braucht unheimlich lange, um endlich einzuschlafen
- dein 9 Monate altes Baby weint regelmäßig, wenn du den Raum verlässt
- die Tagschläfchen deines 8 Monate alten Babys werden immer kürzer oder haben neuerdings viele Unterbrechungen
- es schleichen sich plötzlich Gewohnheiten in die Schlafroutine deines 8 oder 9 Monate alten Babys, die sich nicht mehr gut oder intuitiv falsch anfühlen
Hier ist meine Herangehensweise bei einer 8-Monats- Schlafregression:
Wenn euer Kind im Alter zwischen 8 und 10 Monaten noch mehr als 2 Tagschläfchen macht, dann empfehle ich jetzt die Umstellung auf 2 Schläfchen. 3 Nickerchen am Tag könnten zu viel sein, sodass nie genug Schlafdruck entsteht, um wirklich erholsame, tiefe und lange Tages- oder Nachtschläfchen zu schlafen.
Habt ihr bereits einen Rhythmus mit zwei Tagesschläfchen etabliert, dann kann es sich lohnen die Wachfenster ein bisschen in die Länge zu ziehen. In einer Schlafregression entstehen neue physiologische und psychologische Bedürfnisse. Dafür gehört neben mehr Aufmerksamkeit, die dein Kind einfordert auch, dass es länger wach bleiben muss, um im Anschluss gut schlafen zu können.
Wie kommt es zur 8-Monats-Schlafregression?
Wie in eigentlich allen Fällen von Schlafregressionen hat auch diese etwas damit zu tun, dass sich dein Kind weiterentwickelt. Es gibt gewisse kognitive, emotionale und körperliche Meilensteine, die in der Phase zwischen 8 und 10 Monaten erreicht werden, die die Bedürfnisse deines Kindes verändern.
Motorische Entwicklung
Zum Beispiel lernt euer Baby, sich selbstständig hinzusetzen, zu krabbeln, sich hochzuziehen, zu brabbeln, Dinge aufeinander zu stapeln und so weiter. Viele neue Fähigkeiten werden jetzt auch nur vorbereitet, sodass im Gehirn schon viel passiert, was man vielleicht nicht direkt sehen kann.
Kognitive Entwicklung
Außerdem beginnt euer Baby in dieser Phase zwischen 8 und 10 Monaten langsam zu begreifen, dass Dinge permanent sind – das heißt, dass Dinge oder Elternteile auch dann bestehen, wenn man sie gerade mal nicht sieht. Nur weil Mama mal zur Tür rausgegangen ist, heißt das nicht, dass sie sich in Luft aufgelöst hat. Dieses Verständnis führt in der 8-Monate Schlafregression oft zum ersten Schub von Trennungsangst. Während euer Baby diese neuen Fähigkeiten erlernt, kann der Schlaf oft ein wenig auf der Strecke bleiben.
Zahnen
In dieser Zeit kommen auch vermehrt Zähnchen, was ebenfalls die Schlafqualität während der Schlafregression beeinträchtigen kann. Selbst, wenn euer Baby tagsüber gut gelaunt ist, kann das schmerzhafte Durchbrechen der Zähne gerade nachts, wo es keine Ablenkung gibt, zum Störfaktor werden.
Schießt euch das Zahnen dazwischen, dann empfehle ich euch dringend, so konsequent zu bleiben, wie möglich und gleichzeitig vor allem in den ersten zwei, drei Nächten genau den zusätzlichen Trost und Komfort zu spenden, den euer Baby einfordert. Wichtig ist: eine solide Schlafgrundlage, die ihr schon vor den ersten großen Schlafregressionen etabliert habt, hilft dabei dass diese Entwicklungsschübe nicht so schwer ins Gewicht fallen. Wenn ihr also merkt, dass euch diese solide Grundlage fehlt, dann könnte mein Babyschlafkurs genau das Richtige für euch sein.
Kalorienbedarf
Die Beikosteinführung im Alter von 5-12 Monaten kann eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Euer Kind lässt sich beim Essen vielleicht noch viel ablenken und man darf auch die Kaloriendichte von Gemüsebrei nicht mit der von Muttermilch oder Premilch vergleichen. Auch ein nicht ausreichend gedeckter Kalorienbedarf kann zu vermehrtem Aufwachen in der Nacht führen und dem Eindruck, dass plötzlich wieder nur noch die Brust beim Einschlafen helfen kann. Auch das sind typische Symptome der 8-Monate Schlafregression.
Kleiner Tipp am Rande: Vielleicht habt ihr schon mal gehört, dass ein Essensrhythmus von Mahlzeiten alle vier Stunden empfohlen wird. Ich rate aber dazu, gerade im Babyalter, lieber alle 2,5-3,5 Stunden eine Mahlzeit anzubieten und ganz genau auf die Hungeranzeichen zu achten. Ähnlich wie Schläfchen können auch Mahlzeiten nur angeboten, nicht erzwungen werden. Es kann aber passieren, dass sowohl das eine, als auch das andere in Vergessenheit geraten, wenn über den Tag verteilt viel passiert, was einen ablenken könnte.
Kann man während der 8-Monats-Regression ein Schlaftraining durchführen?
Grundsätzlich: ja. ABER: Ich empfehle das klassische Schlaftraining (aka. Schreien lassen) nur als allerletzte Instanz. Davor gibt es viele sanfte Varianten, Kniffe und Stellschrauben, die euch dabei unterstützen können, dass euer Baby besser schläft. Wenn ihr dann in den schwierigeren Phasen schafft, möglichst Konsequent zu bleiben, dann ist das ein großes Geschenk, was dafür dauert, dass jegliche Schlafregression wahrscheinlich deutlich schneller und schmerzloser vorüberzieht als es sonst der Fall wäre.
In meinem Babyschlafkurs zeige ich euch, wie ihr auf die zu euch passende Art und Weise Schritt für Schritt und bindungsorientiert eurem Kind dazu verhelfen könnt besser und selbstständiger zu schlafen.
Wie lange dauert die 8-Monats-Schlafregression?
Uff. Regressionsphasen können von Kind zu Kind komplett unterschiedlich stark ausfallen (ja – man kann auch Glück haben und kaum etwas von der Schlafregression mitbekommen) und natürlich auch komplett unterschiedlich lang dauern.
Wichtig ist: sie gehen vorbei. Schlafregressionen sind ja an die Entwicklungsphasen eures Kindes gekoppelt und sobald euer Kind sich mit der neuen Normalität vertraut gemacht hat (bewusst und unbewusst) wird sich auch der Schlaf wieder etwas normalisieren. Natürlich ist es dann dienlich, wenn ihr in der Phase der Schlafregression nicht angefangen habt, irgendwelche neuen Gewohnheiten (als Rettungsanker) zu etablieren, die ihr dann mit viel Mühe wieder abgewöhnen müsst.
Meistens dauern diese Regressionen aber zwischen einer und vier Wochen an. Das kann von Kind zu Kind und von Schlafregression zu Schlafregression anders sein und es lohnt sich nicht, die Tage zu zählen. Go with the flow, nimm an, was kommt und vertraue auf deine Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit der Schlafregression und ihren Nebenwirkungen.
Was hilft bei der 8-Monats-Schlafregression?
Es gibt ein paar Dinge, die euch helfen können, durch die Regression zwischen 8 und 10 Monaten zu navigieren, ohne eure mühevoll aufgebauten Schlafroutinen über den Haufen werfen zu müssen.
Übt die neuen Skills eures Babys ganz bewusst während seiner Wachzeiten.
- Ermöglicht ihm zu klettern, schafft Anreize um zu robben oder sich zu rollen.
- Lasst euer Baby möglichst viel Zeit auf dem Boden verbringen.
- Bietet ihm bewusst Stapelspielzeug an (zum Beispiel diese süßen personalisierten Stapeltürme mit Blöcken oder Ringen, Bauklötze oder Stapelbecher)
Je mehr ihr diese Dinge am Tag tut, desto weniger reizvoll wird es, sie rund um die Einschlafzeit oder beim nächtlichen Erwachen zu üben.
Außerdem erhöht ihr durch diese Aktivitäten ganz natürlich den Schlafdruck (ähnlich wie wir Erwachsenen nach einem langen, anstrengenden Tag müde und bereit zu schlafen sind), was dabei helfen kann, dass euer Kind einen deutlich erholsameren Nachtschlaf bekommt.
Achtet auch während der Schlafregression auf die Schlafenszeiten
Ein Baby, das in diesem Alter ständig in Bewegung ist, lässt einen schnell vergessen, dass die ideale Schlafenszeit schon erreicht ist. Gerade mit viel Ablenkung übersieht man, dass das Kind schon müde ist – und Übermüdung ist der Killer des entspannten Einschlafens.
Im Alter von 8-10 Monaten empfehle ich eine Wachzeit von etwa 3,5 Stunden über den Tag und bis zu 4 Stunden vor dem Abendschlaf. Haltet ihr euch an altersgerechte Wachfenster am Tag, hilft eurem Baby das beim Schlafen in der Nacht. Es kann so über den Tag sein Kortisol und Adrenalin regulieren, baut aber genug Schlafdruck auf, um entspannt in den Schlaf zu finden.
Eine konsequente, kurze und einfache Abendroutine hilft zusätzlich, dass sich der kleine Körper und das Gehirn eures Babys auf die bevorstehende Nacht einzustellen, seine Hormone darauf zu regulieren und langsam herunter zu fahren.
Versteht, wie das Gehirn eures Babys denkt
Im Alter von etwa acht Monaten entwickelt eure Kind das Verständnis für Objektpermanenz. Das bedeutet, dass es begreift, dass die Dinge auch dann weiterhin bestehen, wenn sie gerade außer Sichtweite sind. Mama löst sich also nicht in Luft auf, wenn sie kurz den Raum verlässt, sondern sie kommt wahrscheinlich wieder.
In dieser Entwicklungsphase passieren aber hier und da noch kleine Denkfehler (weil everything is a process, auch die Entwicklung von Denkvermögen und Logik). Deshalb kommt es in dieser Zeit verstärkt zur Trennungsangst, die sich in Weinen, Schreien und Hilflosigkeit ausdrückt.
Spiele wie das Verstecken Hinter den Händen, um dann mit einem „Buh!“ wieder in Erscheinung zu treten, Verschwinden hinter einem Möbelstück um dann wieder aufzutauchen – all das sind Erfahrungen, die deinem Kind beibringen „Nur weil Mama/Papa kurz weg ist, heißt das nicht, dass sie nicht auch gleich wieder da ist.“
Eine Schlafregression hängt also immer mit einem neuen Entwicklungsmeilenstein zusammen und ist eine schöne Einladung an euch Eltern, mal wieder eure Spielroutinen im Alltag zu überarbeiten.
Bleibt euren Gewohnheiten treu
Eine Schlafregression kann ganz schön an die Substanz gehen. Trotzdem rate ich euch davon ab, neue Gewohnheiten zu integrieren, die ihr nicht langfristig beibehalten wollt. Bleibt konsequent, achtet tagsüber besonders auf den Bindungsaufbau, die sensorische Stimulation, altersgerechte Aktivitäten und direkte Zuwendung und bleibt rund um den Schlaf so konsequent, wie möglich. Dann sollte die Schlafregression relativ bald vorüberziehen. Wenn ihr merkt, dass ihr nicht weiterkommt, dann habe ich einen Kurs für euch:
Im Babyschlafkurs gebe ich euch einen Schritt-für-Schritt-Plan, der euch ermöglicht zügig auf erholsame Nächte, solide Tagesschläfchen und ausgeschlafene Qualitytime zwischen drin hinzuarbeiten.
Seid ihr noch nicht bereit, gleich in einen ganzen Kurz zu investieren? Dann könnte euch dieser Artikel weiterhelfen, in dem ich meine Top 5 Tipps teile, wie ihr tagsüber Entscheidungen treffen könnt, die zu besseren Tages- und Nachtschlaf führen.
Verweise:
Baillargeon, R. & DeVos, J. (1991, Dezember). Object Permanence in Young Infants: Further Evidence. Child Development, 62(6), 1227–1246. https://doi.org/10.1111/j.1467-8624.1991.tb01602.x
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Taylor, N., Donovan, W. & Leavitt, L. (2008). Consistency in infant sleeping arrangements and mother–infant interaction. Infant Mental Health Journal, 29(2), 77–94. https://doi.org/10.1002/imhj.20170